In vielen Baumarkt-Prospekten wird der Dachausbau und das anbringen einer Dampfsperre als kinderleichte Sache dargestellt, die schnell mal nebenbei gemacht ist.
- Hat jeder Heimwerker ein Verständnis für bauphysikalische Zusammenhänge?
Sicherlich sind handwerklich geschickte Heimwerker ohne Weiteres in der Lage, beim Ausbau des Dachgeschosses ein optisch zufrieden stellendes Ergebnis zu erzielen und ansprechenden Wohnraum zu gestalten. Jedoch ist auch ein Verständnis für die bauphysikalischen Zusammenhänge beim ausgebauten Dach unerlässlich, damit es nicht durch Fehler bei der Ausführung zu Wärmebrücken und Feuchtigkeitsschäden kommt, die die Funktionsfähigkeit der Konstruktion beeinflussen und zu dauerhaften Schäden an der Bausubstanz führen können.
- Wasserdampf darf nicht in die Dämmschicht eindringen
Daran, dass ein ausgebautes Dach lange Zeit frei von Schäden bleibt, ist die Luftdichtigkeit entscheidend beteiligt. Die Dampfsperre, die raumseitig unter der Dachdämmung angebracht wird, erfüllt diese Aufgabe. Eine ungenügende Winddichtigkeit der Dachkonstruktion führt neben Zugerscheinungen und Temperaturabsenkungen auch zu erhöhten Heizkosten, darum ist auf eine fachgerechte Ausführung höchstes Augenmerk zu legen. Doch die Dampfsperre dient noch einem weiteren wichtigen Zweck: sie verhindert, dass in der Raumluft enthaltener Wasserdampf in die Dämmschicht eindringen kann. Schon durch ein Prozent Feuchtigkeitsaufnahme kann sich die Dämmwirkung dieser Schicht um 50 Prozent verringern.
- Vorsicht vor unsorgfältiger Ausführung
Die unsorgfältige und nicht absolut fugendichte Ausführung der Dampfsperre beim Dachausbau bewirkt die Bildung von Tauwasser innerhalb der Dachkonstruktion. Durch eine zwei Millimeter breite und einen Meter lange Fuge kann bei einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius und 50 Prozent Luftfeuchte etwa 130 g Wasserdampf stündlich in die Konstruktion eindringen. Im Sommer macht sich das Wasser in Dampfform vielleicht noch nicht bemerkbar, im Winter wird die Feuchtigkeit aufgrund der geringeren Außentemperaturen jedoch kondensieren und im Extremfall in den Innenbereich tröpfeln.
- Unterschied zischen Dampfbremse und Dampfsperre
Vielfach wird nach dem Unterschied zwischen einer Dampfbremse und Dampfsperre gefragt. Die Unterscheidung ergibt sich aus dem sd-Wert (auch Sperrwert oder wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke) des jeweiligen Materials. Damit wird die Diffusionsdichtigkeit eines Bauteils bezeichnet. Nach DIN 4108 gelten Bauteilschichten mit einem Sperrwert kleiner gleich 0,5 als diffusionsoffen, solche mit einem Sperrwert größer als 0,5 und kleiner als 1500 als diffusionshemmend (Dampfbremse) und Bauteilschichten mit einem Sperrwert größer als 1500 als diffusionsdicht (Dampfsperre). Eigentlich müssten die am häufigsten verwendeten Materialien, zumeist hochwertige PE-Folien, korrekterweise als Dampfbremsen bezeichnet werden. Der unkorrekte Begriff Dampfsperre hat sich jedoch im Sprachgebrauch allgemein durchgesetzt. Als Sperren sind tatsächlich nur Materialien wie Glas oder Metall, beispielsweise Alufolien wirksam.
- Gipskarton-Verbundplatten für bewohnte Kellerräume
Außer beim Dachausbau werden Dampfsperren auch genutzt, wenn Räumlichkeiten im Keller zu Wohnzwecken ausgebaut werden. In diesem Fall wird die Dampfsperre oder Dampfbremse ebenfalls auf der Raumseite der Wärmedämmung angebracht. Manche Gipskarton-Verbundplatten sind schon mit einer integrierten Dampfsperre ausgerüstet, es ist jedoch auch möglich, eine PE-Folie auf die Dämmung aufzubringen. In jedem Fall hat man auch hier bei der fugenlosen und dichten Ausführung höchste Sorgfalt walten zu lassen.
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Thomas Fieber
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