Tipps für die Hochwassersanierung im Wohnbereich
Keller – Wohnungen – einzelne Räume – Häuser
Da ich per E-Mail eine Anfrage über die vorgehensweise für die Trocknung einer gefliesten Bodenfläche erhielt, werde ich in diesem Artikel einige Tipps für die Sanierung nach dem Wassereinbruch geben.
Bevor man selber anfängt zu sanieren oder Aufträge erteilt, sollte man vorher seine Versicherung informieren und sich dort auch beraten lassen. Ist der Hochwasserschaden auch noch so klein, sollte man sich einen Gutachter (mit der Versicherung abklären) hinzuholen. Da man Feuchtigkeit im Putz, Estrich oder anderen Untergründen oft nicht sieht, kann dieser mit einem Messgerät
eventuelle Feuchtigkeit messen und kontrollieren ob eine Trocknung Sinn macht oder ob ein Belag entfernt und erneuert werden muss.
Allerdings gibt es auch bei den Messverfahren einige Unterschiede. Es gibt Messgeräte die nur den oberen Bereich messen. Ist der Aufbau höher, werden oft die feuchteren Stellen nicht mitgemessen. Wird der obere Belag für den Messvorgang zum Teil entfernt, dann kann auch der untere Bereich besser gemessen werden.
Trocknen oder Abriß
Werden Trocknungsgeräte benötigt, dann sollte man sich rechtzeitig um die Beschaffung der Bautrockner kümmern. Denn nach der Überschwemmung werden auch andere betroffene einige Bautrockner benötigen. Ein Engpass ist dann vorhersehbar. Es gibt einige Firmen die sich auf die Bautrocknung spezialisiert haben, oft werden diese Firmen auch direkt von den Versicherungen organisiert und beauftragt. Nach Absprache darf sich in der Regel der betroffene die Firmen auch selber aussuchen.
Bei gipshaltigen Untergründen wie Gipsputz oder Gipskartonplatten, empfiehlt sich eine komplette Sanierung. OSB und Spanplatten sollten ausgewechselt werden, denn diese können sich während der Trocknungsphase verwerfen.
Ist ein Bodenbelag gefliest, kann bei Wassereinbruch im Haus der Belag unterhalb der Fliesen beeinträchtigt sein.
Wichtig: Eine Fliese alleine schützt nicht den Untergrund vor Feuchtigkeit, denn während der Überschwemmung dringt das Wasser durch die Fuge und durch kleinste Öffnungen in den unteren Belagsaufbau. Zudem kann es auch sein, dass Grundwasser von der Kellerdecke in den oberen Belagsaufbau drückt.
Beim trocknen eines Estrichs auf einer Dämmschicht, kann dieser mit Schläuchen die durch mehrere Bohrungen bis zur Dämmschicht geführt sind, trocken gesaugt werden. (Siehe Video) Dabei wird die trockene Luft in den Dämmbereich gesaugt die dann wieder durch den aufgeschnittenen Sockelbereich entweichen kann.
Von einer Hohlraumtrocknung spricht man, wenn sich unter einem Dielenboden eine Schüttung befindet. Allerdings sollte man den Holzbelag genau prüfen lassen, denn oft ist es ratsam, dass dieser komplett erneuert wird.
In Hochwassergefährdeten Gebieten empfiehlt sich auf der Bodenfläche eine Schaumglasdämmung mit einem Gussasphaltestrich als Untergrund. Der Gussasphalt kann dann mit verschiedenen Bodenbelägen verlegt werden.
Sie haben weitere Fragen, Anmerkungen oder Tipps zur Hochwassersanierung? Unter diesem Artikel befindet sich das Kommentarfeld. Gerne versuche ich Ihnen Ihre offenen Fragen zu beantworten.
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Thomas Fieber
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Bitte beurteilen Sie folgenden Vorschlag für die Sanierung einer Wohnung in einem hochwassergefährdetem Gebiet.
Rückbau des Fußboden bis zur Betondecke. Einbringen einer zusätzlichen Betonschicht ohne Dämmung, anstelle des Estriches.
Fliesen direkt auf zusätzliche Betonschicht verlegen. Welche Fliesen sollte man verwenden – glasiert oder unglasiert ?
Für Ihre Bemühungen bemühe ich mich.
Mit freundlichen Grüßen
Johann Raab
Sehr geehrter Herr Raab,
einen Vorschlag kann man natürlich vor Ort noch besser beurteilen oder begründen, ich versuche es trotzdem einmal. Der Rückbau des Fußbodens macht wahrscheinlich Sinn, wenn dieser nicht mehr vernünftig getrocknet werden kann. Allerdings benötigt eine Betonschicht auch Dehnfugen am Rand wo bei einem späteren Wassereinbruch z.B beim Hochwasser Feuchtigkeit eindringen kann. Von einer direkten Verlegung auf dem Beton kann ich eigentlich nur abraten, denn Beton kriecht und schwindet mehr als Estrich. Es dauert Monate bis man darauf direkt eine Fliese verlegen sollte. Legt man die Fliese zu früh auf den Beton, fängt diese an sich vom Belag zu lösen. Alternativ könnte man den Beton allerdings mit einer Entkopplungsplatte vorher entkoppeln und den Fliesenbelag auf der Platte verlegen. Die Alternative wäre halt eine Dämmung unter einem Estrichaufbau. Allerdings ist hier der Nachteil, dass sich beim Hochwasser höchstwahrscheinlich das Wasser unter und im Estrich verteilt.
Bei der Fliesenauswahl würde ich glasierte Fliesen empfehlen, denn unglasierte Fliesen saugen und lassen eher Wasser durch, beim eindringen der Feuchtigkeit in den Wohnbereich dringt diese auch durch die Fugen.
Lassen Sie sich bitte direkt vor Ort von einem Fliesenlegermeister oder Architekten beraten.
Wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass Ihnen die Sanierung nach dem Hochwasser gut gelingt und Sie demnächst trocken bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Fieber